Computergestütztes Lernen und Unterstützte Kommunikation für Schülerinnen und Schüler mit einer körperlichen / geistigen Beeinträchtigung

A A A

Beitrag

PECS- Schwierigkeiten in Phase 3 (Bilderunterscheidung)

eingestellt am: 20.01.2022, 11:26 Uhr
eingestellt von: Manuel Glüer
über den Autor: Einzelfallhelfer, Sozialer Träger in der Eingliederungshilfe (in Berlin)

Beschreibung:

Guten Tag alle zusammen,

 

ich würde gerne von pädagogischen Schwierigkeiten im Zusammenhang mit PECS berichten und hoffe, dass vielleicht jemand den ein oder anderen Tipp hat. Zu mir: ich bin Einzelfallhelfer in Berlin für einen 12jährigen Jungen mit ASS/frühkindlichem Autismus, nonverbal. An meiner Seite steht noch eine Kollegin, sodass PECS gut durchgeführt werden konnte und kann (weil zumindest in Phase 1-2 zwei Fachkräfte vorgesehen sind)

Vor etwa 2 Jahren haben wir mit PECS begonnen, auf der Basis einer 4-stündigen Einführung durch eine Logopädin und anschließender eigener intensiver Lektüre von Fachbüchern. Phasen 1 und 2 liefen recht gut. In Phase 3 steckt der lernende Junge nun aber seit schon fast einem Jahr fest. Als Ziel der Phase 3 ist bekanntlich die Fähigkeit zur Bilderunterscheidung (zunächst von zwei Bildern eines unbeliebten bzw. beliebten Objekts, darauffolgend zwischen zwei oder dann mehreren Bildern beliebter Objekte) festgelegt. Zusammen mit dem Jungen stehen wir nach wie vor an der erstgenannten Stelle, d.h. es geht darum, dass ihm ein unbeliebtes und ein beliebtes Objekt präsentiert werden und er zwischen entsprechenden Bildern auswählen soll. Und hier stagnieren er und wir und kommen nicht weiter, die Bilderunterscheidung gelingt ihm nicht.

Noch kurz etwas detaillierter unsere pädagogische Vorgehensweise beschrieben: zur Verwendung kommen EIN unbeliebtes Objekt (Nagelknipser) und das entsprechende Bild sowie MEHRERE variierende beliebte Objekte von Luftballon über Rollbrett, über Banane bis hin zur Schaukel und die entsprechenden Bilder. Lange Zeit hatten wir für den Nagelknipser ein abstraktes Bild verwendet, irgendwann aber ersetzt durch ein realitätsgetreues Foto genau dieses Nagelknipsers zur Vereinfachung für den Jungen. Wir durchlaufen das Prozedere wie – meines Wissens – vorgesehen. Bei „falscher“ Auswahl des Bildes des unbeliebten Objekts durch den Lernenden reichen wir ihm das unbeliebte Objekt. Der Grundgedanke, sofern ich es richtig verstehe: durch wiederholtes Erfahren der negativen Konsequenz beim Auswählen des falschen Bildes erhöht sich mit der Zeit die Motivation beim Lernenden, auf den Inhalt des Bildes zu achten, und das mehrmalige Auswählen des „richtigen“ Bilders sorgt für die notwendigen Erfolgserlebnisse: eine mentale Verknüpfung zwischen Bild und Objekt entsteht im Kopf des Lernenden.

Zwischendurch war uns aufgefallen, dass der Junge kaum hinguckt, sind darauf aber eingegangen (das Kommunikationsbuch in Armlänge entfernt und somit für den Jungen unerreichbar halten, sodass der Junge gezwungen ist, hinzugucken, und sobald er guckt, es ihm sozusagen als „Belohnung“ näher halten, sodass das Greifen der Karte möglich ist). Inzwischen guckt er, wenn auch nur immer kurz und flüchtig. [Liegt hier vielleicht das Problem? Müssen wir ihn irgendwie dazu befähigen, lange und konzentriert die Bilder fokussieren zu können?]

Wir haben auch schon verschiedene in der Literatur vorgesehene Hilfestellungen vorgenommen, so unter anderem anstelle des Bildes des unbeliebten Objekts eine blanke, also komplett weiße Karte verwendet oder das Bild des unbeliebten Objekts in kleinerer Größe angefertigt. Dies hat auch funktioniert, nur: sobald wieder eine (von uns in kleinen sukzessiven Schritten vorgenommene) Annäherung an entweder das Originalbild oder die Originalgröße stattgefunden hat, hatte der Junge nach wie vor die gleichen Probleme. In meinem Empfinden hat es bei ihm bisher einfach noch nicht „Klick gemacht“ und ist bisher die Erkenntnis ausgeblieben, dass Bildinhalte relevant sind.

Noch eine Sache: zwischendurch hatten wir den pädagogischen Fehler gemacht, ihn ggfs. mehrmals hintereinander das „falsche“, also das Bild des unbeliebten Objekts wählen zu lassen, was dann mehrmals hintereinander das Reichen des unbeliebten Objekts zur Folge hatte. Das schlug (verständlicherweise) auf die Motivation beim Jungen. In der Literatur haben wir dann auch gelesen, dass das mehrmalige „Ins Messer laufen lassen“ zu vermeiden ist, dass hiervon vor allem kein Lernerfolg zu erwarten ist, sondern eben vor allem Frust und Demotivation beim Lernenden. Wir haben uns daher umgestellt und von nun an im Falle der Auswahl des Bildes des unbeliebten Objekts stets ein vierschrittiges Fehler-Korrektur-Prozedere angewandt, angefangen damit, dem Jungen durch Antippen des richtigen Bildes den Weg zu weisen und ihm zu helfen, das richtige Bild auszuwählen.

Noch ganz schnell zur Frage, wer noch beteiligt ist an der Arbeit mit PECS: bisher keiner. Wir gehen stark davon aus, dass die Familie überfordert wäre mit dem Prozedere. Unsere (vielleicht illusorische) Hoffnung war, mit dem Jungen zusammen zunächst zu trainieren und zu erlernen, Bilder unterscheiden zu können, und DANN ERST an die Familie heranzutreten, d.h. zu einem Zeitpunkt, zu dem dem Jungen die funktionale Unterscheidung und vor allem Nutzung von Bildern möglich ist. Unser Gedanke war, dass die Familie bei ihrem Kind diesen sinnvoll eingesetzten Umgang mit Bildern beobachten können sollte, um motiviert zu sein, selbst mit Bildern zu hantieren. Natürlich waren wir damals davon ausgegangen, dass das Erlernen der Bilderunterscheidung wesentlich schneller funktionieren würde. Der neue Klassenverband des Schülers ist zwar engagiert in Sachen Kommunikationstraining, es hat sich bisher aber nicht ergeben, dass die Lehrkräfte genau nach vorgesehenem PECS-Prozedere (unter Einhaltung der Regeln aus Phase 3, beispielsweise unter Berücksichtung des Prinzips der Verwendung von beliebten und unbeliebten Objekten) mit dem Jungen arbeiten. Der Klassenverband ist wie gesagt noch neu, vielleicht kommt die PECS-Arbeit in der Klasse ja noch. Aktuell wollen sie eigene Wege gehen, die wir Einzelfallhelfer aber natürlich auch übernehmen und mit in unsere Arbeit einbeziehen wollen. Dabei wollen sie gewissermaßen niederschwelliger ansetzen und zum Beispiel Nochmal-Tasten einsetzen, alles Dinge, um Erfahrungen der Selbstwirksamkeit beim Schüler zu stärken.

 

Hat jemand einen Tipp? Vielleicht einen konkreten pädagogischen Hinweis bzgl. der Phase 3? Ist es zum Beispiel von großer Wichtigkeit, mehrere unbeliebte Objekte und ihre korrespondierenden Bilder einzusetzen? Oder sollen wir einfach weitermachen und dem ganzen noch Zeit geben? Oder ist es essentiell, dass z.B. die Klasse mitmacht? Oder müssen wir wirklich (wie der Klassenverband) ein oder zwei Entwicklungsstufen früher ansetzen und sollte es um Stärkung der Selbstwirksamkeit gehen? Oder ist der springende Punkt, dass der Lernende nur kurz und flüchtig auf die Bilder schaut? Falls ja, wie können wir es ihm vielleicht erleichtern, lange und fokussiert zu schauen, wie können wir dies trainieren?

Falls jemand irgendeinen Impuls oder einen Vorschlag hat, wäre ich sehr dankbar. Vielleicht ist der entscheidende Denkanstoß dabei, um es uns und vor allem dem Jungen leichter zu machen.

Viele Grüße und einen schönen Tag

Manuel

 

 

 

 

 

Kommentare zum Beitrag:

24.01.2022, 12:06 Uhr - Zu: PECS- Schwierigkeiten in Phase 3 (Bilderunterscheidung) - Petra Hohenhaus-Thier

Zu: PECS- Schwierigkeiten in Phase 3 (Bilderunterscheidung)

eingestellt am: 24.01.2022, 12:06 Uhr
eingestellt von: hohenhausthier

Kommentar:

Hllo,

Sie versuchen nun seit 2 Jahren, einen Weg zu finden, dem Jungen zu zeigen, was "Wählen" bedeutet.

Meine Gedanken dazu:

  1. In den ersten Phasen braucht PECs einen hohen persönlichen Aufwand. Meine Erfahrungen mit dem Alltagsleben in Schulklassen hat mich gelehrt, dass es wahrscheinlich nicht funktionieren wird, diesen Aufwand von den KollegInnen der Klasse zu erwarten oder zu erbitten. Funktionieren könnten gemeinsame (!) Absprachen von notwendigen Schritten, die in einer größeren interdisziplinären Runde miteinender (!) abgestimmt werden. Eine isolierte Vorgehensweise wird für den Jungen weder realitätsnah noch verständlich sein.
  2. 2 Jahre sind eine lange Zeit - wie wäre es mit einer Pause weg von PECs und einem Wechsel hin zu etwas Neuem? Was sind denn zum Beispiel die "Top 10" im Leben des Jungen, was sind seine Spezialinteressen, wofür flattert er, was liebt er, was braucht er, um glücklich zu sein? Setzen Sie doch gern mal da an und gucken, ob ein Karteneinsatz (ohne PECs-Regeln) für ihn verstehbarer ist. 
  3. Für das Familienleben muss eine Vorgehensweise so einfach umsetzbar wie möglich sein - auch das haben Beratungen mich gelehrt. Eine strenge Vorgehensweise nach den Regeln von PECs werden Familien mit einem turbulenten Zuhause (und zahlreichen anderen Notwendigkeiten rund um das Leben des Jungen) wahrscheinlich gar nicht leisten können. 
  4. Hat der Junge eine (Teppich-Klett-)Wand in seinem direkten Umfeld? Eine Idee könnte sein, ihm dort seine Lieblingsdinge als Fotos anzukletten. Wenn er sich dafür interessiert, vielleicht sogar eine Karte abzupft und festhält, dann ran: modeln, in einfachen Sätzen versprachlichen, was er gerade tut, ihm wenn möglich, genau dieses Teil bringen, ihn mit dem Herzen lernen lassen, was eine Karte bedeuten kann, nicht nur mit dem Kopf (das funktioniert auch bei uns nicht)!
  5. Kennen Sie die social stories oder Comic-Zeichnungen, die Claudio Castaneda manchmal empfiehlt (> Claudio Castaneda > Autismus, zahlreiche Videos , Materialien, Literatur, z. B. Castaneda/Hallbauer "Einander verstehen lernen"). Es gibt so viele Möglichkeiten, in gelingende Kommunikation zu investieren, PECs ist nur eine davon, und nach 2 Jahren sollten alle mal nach einer Alternative suchen.
  6. Wie sieht es mit elektronischen Medien aus? Wenn "metatalk" zu filigran ist, dann bietet die App "GoTalk now" eine Fülle von persönlich zu gestaltenden Seiten, die zudem auch noch sprechen. Auch hier: Lieblingsdinge, Tätigkeiten, eigene Fotos, Filme - der Junge muss motoviert sein, etwas zu benutzen.
  7. Elektronische Medien können schnell von Menschen trennen, wenn sie allein und isoliert eingesetzt werden - also den Dialog und den Blickkontakt nicht vergessen: zuerst um Blickkontakt bitten ("schau mich bitte an", auch wiederholt mit den gleichen Worten), dann erst geht es zu "Dingen". Den Wunsch nach dem IPad kann man mit einer Karten"brücke" verbinden, auch hier lässt sich der Dialog schön modeln.
  8. Und ganz wichtig: nicht nur der Junge versteht Sie nicht ganz - das Unvermögen liegt auch immer auf unserer Seite - deshalb sollten wir regelmäßig selber einen Schritt zurücktreten und gucken: liege ich noch richtig, warum funktioniert etwas nicht? Breit gucken, die UK-Landschaft ist riesengroß!
  9. Es gibt digitale Fortbildungsformate zum Theme Unterstützte Kommunikation, fertige Materialien, Downloads....wenn Sie Bedarf an weiteren Infos haben, mailen Sie mich gern persönlich an: p.hohenhaus-thiernoSpam@skf-kiel.de
  10. Alles Gute für sprießende neue Ideen wünsche ich.

Informationen über den Autor:

Ergotherapeutin, St. Antoniushaus Wohnbereich für Menschen mit Behinderungen in Kiel

24.01.2022, 14:06 Uhr - Zu: PECS- Schwierigkeiten in Phase 3 (Bilderunterscheidung) - Manuel Glüer

Zu: PECS- Schwierigkeiten in Phase 3 (Bilderunterscheidung)

eingestellt am: 24.01.2022, 14:06 Uhr
eingestellt von: Manuel

Kommentar:

Hallo Frau Hohenhaus-Thier,

 

vielen Dank Ihnen für die ausführliche Antwort und Ihre Ideen. Vieles hat mir geholfen, u.a. ihre Einschätzung zu Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Klassenverbänden und auch Familie, oder ihr Tipp bzgl. Fotos von Lieblingssachen an Klettstreifen im häuslichen Rahmen. Konkret Letzteres werde ich zum Beispiel bald anstoßen, anfertigen, und der Familie überreichen, sie ein wenig einweisen etc. Sie liegen durchaus auch richtig mit dem Vorschlag, mal in Richtung elektronischer Medien zu denken. Glücklicherweise ist hier einiges im Kommen aktuell. Der Klassenverband hat kürzlich einen Termin mit Rehavista gehabt. Auf dieser Basis wurden bereits technische Hilfsmittel ausgewählt und gewährt. Sie kommen demnächst. Worum genau es sich handelt, werde auch ich dann erst sehen. Was ich nur weiß, ist, dass ein „Talker“ als zu komplex eingestuft wurde von den RehaVista-Kräften. Für die Zukunft speichere ich mir aber „Go Talk Now“ – ein Tipp von Ihnen – ab.

Ein zwei Dinge würde ich gerne nocheinmal verdeutlichen bzgl. PECS, vielleicht auch eine Lanze für PECS brechen. Zum Einen werden wir Einzelfallhelfer PECS -parallel zu allem Neuen! – wahrscheinlich auch zukünftig spielerisch weiterführen. Dahinter steckt auch der Gedanke, dass der Junge vielleicht wirklich einfach seine Zeit braucht, und die wollen wir ihm weiter geben. Ich kann es ja nicht ausschließen und so wäre es schade, einfach aufzuhören. Aber ich bin ganz bei Ihnen bzw. nehme den Impuls auf, dass man zumindest parallel neue Wege gehen muss! Davon abgesehen bin ich aber der Meinung, dass man auch bei PECS sozusagen „mit Herz“ lernen kann. Jedenfalls zeigen sämtliche bei uns zum Einsatz kommende Bildkarten Dinge oder Aktivitäten, die der Junge toll findet, darunter auch seine ausgewiesenen Spezialinteressen (1. Plastikstück fliegen lassen und damit spielen, 2. Wasser). Eine Ausnahme stellt natürlich das eine methodisch vorgesehene Kontrast-Bild eines unerwünschten, also negativen Bildes dar. Ich persönlich bin außerdem auch ein Fan der PECS-Regeln und empfinde diese als sehr stimmig. Die aktuell in Phase 3 relevante Regel besteht ja eigentlich nur darin, dass der Junge bei Auswählen des Bildes der positiven Sache diese positive Sache erhält, bei Auswählen des Bildes der negativen Sache die negative Sache etc. Somit sehe ich hierin in keiner Weise eine irgendwie künstliche und vielleicht nervende Regel, sondern eine in sich logische und im Grunde sehr motivierende Regel, die im besten Fall dem/der Lernenden gar nicht wie eine Regel vorkommen muss. Das Bild der positiven Sache auszuwählen, liegt ja auch ganz im Interesse des/der Lernenden, weil er nur so die gewünschte Sache ehält. Daher würde ich davon ausgehen, dass der Junge das richtige Bild greifen würde, falls er könnte (bzw. schließe ich aus der Tatsache, dass er nicht richtig greift, eben darauf, dass er es noch nicht kann). Und für mich stellt sich da sozusagen die Frage, ob ich in anderen Kontexten die Auswahlfähigkeit erwarten kann, wenn es schon nicht im PECS-Rahmen gelingt. Bzw. ob ich die Auswahl zwischen lauter positiven Dingen erwarten kann, wenn schon die Auswahl zwischen positiver Sache und negativer Sache nicht funktioniert. (Gemäß PECS ist die Auswahl zwischen lauter positiven Bildern ja viel schwerer für den/die Lernende/n und als die Auswahl zwischen einem positiven und einem negativen Bild)

Wahrscheinlich nicht. Das Auswählen zwischen Bildern auf der dann zukünftig von uns gestalteten Foto-Leiste bei ihm zuhause wird dann wohl eher anfangs zufällig und beliebig sein. Aber gut: a) besteht die Möglichkeit, dass er diesen pädagogischen Rahmen irgendwie motivierender findet, daher sollte man es unbedingt ausprobieren und b) sprechen Sie ja auch explizit vom Modeln bzw. davon, bei Auswählen eines Bildes ihm dann immer wieder das entsprechende Objekt zu reichen und so die mentale Verknüpfung zu stärken mit der Zeit. Alles ein wenig entspannter und voraussetzungsfrei. Wir werden es parallel also auf jeden Fall versuchen.

Wir modeln mit ihm übrigens auch schon ein wenig. Z.B.: wann immer der Junge mal so nach einem Objekt greift, kommentieren wir es gewissermaßen, indem wir das Objekt benennen und ihm das entsprechende Bild zeigen. Hierfür haben wir spezielle, größer ausgedruckte Bilder angefertigt. Auf diese Weise findet Bilderkommunikation bei uns auch aus unserer Richtung in seine Richtung statt. Ebenso visualisieren wir vor jedem Termin auf einer Klettleiste anhand von vorbereiteten Fotos den Ablauf des Termins. Diese Model-Ansätze und das Teacch-mäßige Visualisieren von Abläufen sind ebenfalls Ergebnisse eines Beratungsgesprächs von vor ein paar Monaten. Funktioniert auch richtig gut. Inzwischen glauben wir, dass er z.B. die Tagesablauf-Visualisierungen versteht und deren Nutzen erkannt hat. Er guckt inzwischen teilweise recht lange hin etc.

Social Stories und ComicStrips kenne ich. Tatsächlich habe auch ich zuerst bei Castaneda davon gelesen. Bin auch dankbar dafür. Für diesen speziellen Jungen ist das zu komplex aktuell, aber zum Beispiel Comic Strips kommen bei einem anderen Klienten von mir zum Einsatz.

Also: danke nochmal für Ideen wie „Go Talk Now“ (könnte in Zukunft interessant sein), die Foto-Leiste zuhause (wird angefertigt) und alle weiteren Hinweise und die Reflexion.

Aktuell bin ich gut genug beschäftigt mit der baldigen Einweisung in die von Seiten der Schule organisierten elektronischen Hilfsmittel und der Einführung einer solchen Foto-Leiste bei dem Jungen zuhause, sodass ich aktuell gar nicht wüsste, was ich noch von Ihnen konkret erfragen sollte. Ggfs. melde ich mich dann aber noch, vielen Dank für diese Möglichkeit.

Viele Grüße

Manuel Glüer  

    

Informationen über den Autor:

Einzelfallhelfer, Sozialer Träger in der Eingliederungshilfe (in Berlin)

31.01.2022, 11:21 Uhr - Zu: PECS- Schwierigkeiten in Phase 3 (Bilderunterscheidung) - Manuel Glüer

Zu: PECS- Schwierigkeiten in Phase 3 (Bilderunterscheidung)

eingestellt am: 31.01.2022, 11:21 Uhr
eingestellt von: Manuel

Kommentar:

Hallo nochmal von mir an alle! Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass irgendwer bezüglich meines eingangs geschilderten methodischen Problems (spezififische Stelle in der 3. Phase von Pecs/Bilderunterscheidung) mir einen Tipp geben kann, vielleicht ja schon ähnliche Erfahrungen gemacht hat :) Falls nicht hier, würde ich mich auch über eine Mail freuen: manuelglueernoSpam@gmail.com

Danke Euch und Ihnen!

Manuel

Informationen über den Autor:

Einzelfallhelfer, Sozialer Träger in der Eingliederungshilfe (in Berlin)

31.01.2022, 11:24 Uhr - Zu: PECS- Schwierigkeiten in Phase 3 (Bilderunterscheidung) - Manuel Glüer

Zu: PECS- Schwierigkeiten in Phase 3 (Bilderunterscheidung)

eingestellt am: 31.01.2022, 11:24 Uhr
eingestellt von: Manuel

Kommentar:

Ps: Der Lösungsansatz, parallel zu PECS sich anderen Methoden zu öffnen, ist absolut richtig und wichtig. Doch tun wir das im Grunde ja schon. Es geht mir hier also spezifisch um die Frage nach Lösungen innerhalb der PECS-Methodik.

Informationen über den Autor:

Einzelfallhelfer, Sozialer Träger in der Eingliederungshilfe (in Berlin)

01.02.2022, 10:23 Uhr - Zu: PECS- Schwierigkeiten in Phase 3 (Bilderunterscheidung) - Wolfgang Schaible

Zu: PECS- Schwierigkeiten in Phase 3 (Bilderunterscheidung)

eingestellt am: 01.02.2022, 10:23 Uhr
eingestellt von: woschaible

Kommentar:

Wir arbeiten in derartige Fällen sehr gerne mit sogenannten Interaktionsspielen, die besonders gut dafür geeignet sind, eine neue Kommunikationsform einzuführen oder zu vertiefen. Idealerweise nimmt man solche Handlungen, die die Kinder/UK-Nutzer*innen schlecht selbst durchführen oder sich nicht selbst holen können, wie z.B. alle klatschen, alle jubeln, kitzel mich, dreh dich im Kreis, versteck dich, mach mal wie ne Kuh, renn durchs Zimmer, gib mir einen Kuss, wirf mich hoch, nimm mich auf den Arm, massier mit die Schultern, klopf mal an mein Knie usw. Es gibt erst einmal kein richtig oder falsch, die Aktion macht Spaß und in wenigen Minuten können viele Wiederholungen erfolgen. Die UK-Nutzerin kann sich als Auslöser erleben, welche sein Gegenüber beeinflusst, und so Interaktion und letztlich Kommunikation erleben. Steht eine Auswahl an Aktionen zur Verfügung, kann die UK-Nutzerin lernen, daraus eine Auswahl zu treffen, und Symbole voneinander zu unterscheiden.

Interaktionsspiele haben in der Tat den Vorteil, dass selbst in 5 Minuten viele, meist locker 20 Wiederholungen, möglich sind, weil nichts vorbereitet werden muss. Das wiederum hat darüber hinaus zur Folge, dass die Handlung unmittelbar stattfinden kann, was das Verstehen, dass ich das gerade mit meinem Karten übergeben oder zeigen gerade ausgelöst habe, erleichtert. Wird so ein Spiel beispielsweise täglich einmal im Kindergarten/in der Schule und einmal täglich zu Hause gemacht, haben wir so schon mindestens 200 – 240, oft mehr Wiederholungen in der Woche.

Wählt eine Person aus beispielsweise 2 Angeboten vorzugsweise eine ganz bestimmte Aktion, können die Karten/Felder getauscht werden, um zu sehen, ob die Person die Symbole unterscheidet, oder eher eine bestimmte Position bevorzugt. Mit der Zeit kann auch eine sehr beliebte Interaktion mit einer nicht so beliebten oder gar abgelehnten Interaktion angeboten werden.
Eine weitere Alternative wäre, eine leere Karte/leeres Feld anzubieten, bei der nichts passiert. Es wird nur bei der/n Karten/Felder reagiert, auf dem ein Symbol oder Foto angebracht ist. Das würde ich in dem beschriebenen Beispiel sicher auch mal ausprobieren. Irgendwann muss der Junge hinschauen, wenn er möchte, dass etwas tolles passiert. Sonst passiert immer wieder nichts, wenn er die leere Karte gewählt hat. (Würde ich auch begleitend kommunizieren: "ah, die leere Karte, es passiert nichts!" "Willst du eine Pause, oder soll ich noch einmal muhen wie eine Kuh, dann gib mir die andere Karte" usw. Ja nachdem, was zu dem Jungen eben passt, und was situationsangeemssen ist.) Den Abstand der beiden Karten voneinander würde ich dabei auch variieren. 

Informationen über den Autor:

Mitglied der CLUKS-Redaktion, Technische, Beratungszentrum für Computer- und Ko

01.02.2022, 15:56 Uhr - Zu: PECS- Schwierigkeiten in Phase 3 (Bilderunterscheidung) - Manuel Glüer

Zu: PECS- Schwierigkeiten in Phase 3 (Bilderunterscheidung)

eingestellt am: 01.02.2022, 15:56 Uhr
eingestellt von: Manuel

Kommentar:

Hallo! Auch Ihnen vielen Dank für die Ideen. Ein paar Dinge haben wir im EFH-Team bereits gemacht, so z.B. eine blanke Karte als Kontrast verwendet. Hier hat unser UK-Nutzer auch keine Schwierigkeiten, nur wenn man dann wieder zurückkehrt zum eigentlichen Zustand, dann funktioniert es eben wieder nicht für ihn. Im Grunde haben wir auch die Idee von Interaktionsspielen bereits berücksichtigt, wenn wir zum Beispiel das Seifenblasen-Blasen immer wieder (nicht zu selten, nicht zu oft) unterbrochen haben und der Junge uns durch Reichen der Karte zum Weitermachen bewegen konnte. Eines wissen wir im EFH-Team auch ganz sicher: unser UK-Nutzer hat verstanden, dass er mit den Bildern aus seinem Kommunikationsbuch Dinge oder Aktionen bei uns hervorrufen kann. Das PECS-Training ist ja auch explizit so gedacht, dass es Selbstwirksamkeitserfahrungen ermöglicht. Beispielsweise hat er bereits eigeninitiativ (!) und mit einem bestimmten Wunsch im Kopf, also intentional, das Kommunikationsbuch gegriffen, eine Karte herausgenommen und uns in die Hand gedrückt. (Die gezogenen Karte war natürlich eine beliebige)

Aber: mir gefällt sehr Ihre Idee eines explizit noch spielerischeren und noch lustigeren Interaktionsrahmens, bei dem mehrere Aktionen und ihre entsprechenden Karten zum Einsatz kommen und bei dem gewährleistet ist, dass in einem bestimmten Zeitraum ununterbrochen kommuniziert, interagiert und Handlungen erwirkt werden können durch den UK-Nutzer. Sagen wir mal: für 20 Minuten Freude pur (und 20 Minuten Selbstwirksamkeitserfahrung pur. Wer weiß, was das auch kognitiv für ihn bedeuten könnte in der Entwicklung). In seinem Fall wären das zum Beispiel in der Tat „Kitzel mich“, oder eben Seifenblasen oder das Aufpusten von Luftballons. Das klingt schon nach einer spannenden Idee. Und hier wäre ich auch gewillt, mal auszuprobieren, ausschließlich positiv besetzte Bilder (Kitzeln, Seifenblasen, Luftballon,…) zur Auswahl zu stellen (obwohl das ja der PECS-Logik widerspricht. Laut den Autoren von PECS wird ja die Auswahl zwischen lauter positiven Dingen nicht gelingen, wenn vorher nicht schon die Auswahl zwischen positiv und negativ gelingt. Methodisch wird also erst beigebracht, zwischen positiv und negativ zu unterscheiden, nicht aus Schikane, sondern weil dies wesentlich einfacher sei für viele UK-Nutzer. Ich will und das jetzt nicht bewerten oder beurteilen, ich kann mich nur auf die jeweiligen methodischen Ansätze berufen). Aber ich kann mir vorstellen, dass durch den von Ihnen beschriebenen spielerischen Rahmen die Motivation so groß ist, dass abgesehen von all dem Spaß das Erlernen der Fähigkeit zur Bilderunterscheidung möglich ist. Erlernen wird der UK-Nutzer dies meines Erachtens dann, falls er sich innerlich irgendwann fragt „Hmm, warum werde ich gekitzelt, wenn ich das eine Bild auswähle, und warum bläst der komische Betreuer Luftballons auf, wenn ich das andere Bild auswähle“. Vielleicht entstehen mit der Zeit auch einfach so mentale Verbindungen zwischen Sache/Aktion und Bild, wer weiß. In jedem Fall wird es Freude und noch wesentlich größere Motivation bereiten.

Informationen über den Autor:

Einzelfallhelfer, Sozialer Träger in der Eingliederungshilfe (in Berlin)

Nach oben